Während des ersten Lockdowns im Frühling hatte ich das Interview mit einem Arzt am Fernseher mitverfolgt. Es wurde darüber diskutiert, ob Alkohol Covid-Viren abtötet, was der Arzt befürwortete. Vor allem starker Alkohol. Mit einem Lächeln verfolgte ich die Diskussion. Warum sollte gerade Alkohol als Heilmittel gegen die grösste Pandemie seit der Spanischen Grippe nützlich sein? Ein Genussmittel welches seit tausenden von Jahren von Menschen konsumiert wird?

Das würde ja eine Impfung überflüssig machen. Solche Aussagen wurden auch in den letzten Monaten von verschiedenen Seiten widerlegt. Alkohol schwächt das menschliche Immunsystem. In einem Radiointerview mit einer Russischen Gesundheitsbeauftragter wurde empfohlen eine Alkoholpause von 2 bis 6 Wochen vor und nach der Impfung einzulegen, um die Wirkung der Impfung nicht zu beeinträchtigen. Aber ein gutes Glas Wein erhöht zumindest das Wohlbefinden, wenn man sowieso eingesperrt ist.
Aufgrund des Lockdowns und in Zeiten von Homeoffice, geschlossenen Restaurants und abgesagten Events, gehen Statistiken davon aus, dass im privaten Rahmen mehr konsumiert wird. Die Pandemie wird mit einem guten Glas Wein etwas schön getrunken. Wieso auch nicht. Fallstaff.ch geht aufgrund einer Analyse des Beratungs- und Analyse-Unternehmens Wine Intelligence von den nachfolgenden möglichen Trends in Zusammenhang mit dem Weinkonsum aus (US-Markt ausgelassen):

- Zuhause wird mehr Wein konsumiert
- Weinliebhaber im Kernland treiben das Wachstum
- Wein wird vermehrt abseits des Essens konsumiert
- Durchschnittliche Ausgaben pro Flasche sind unter Vor-Corona-Niveau
- Wein online zu bestellen hat sich etabliert
- Weintrinker entscheiden sich mehr für lokale Produkte
- Verbraucher werden in ihrem Lebensstil immer vorsichtiger
- Grossveranstaltungen werden gemieden, auch wenn Lockerungen erfolgen
- Auslandreisen liegen auf Eis, auch wenn Lockerungen erfolgen
- Verbraucher distanzieren sich von ihrem direkten Umfeld
- Man gönnt sich weniger aufgrund von konservativer Konsumausgaben

Aufgrund der Studie könnte man annehmen, dass eher eine Konsumerhöhung stattfinden könnte. Aber eine klare Prognose lässt sich nicht ableiten. Insbesondere sind die noch kommenden Auswirkungen weiterer Lockdowns ungewiss. Veränderungen der finanziellen Umstände der Konsumenten bei einer sich negativ entwickelnden Gesamtwirtschaft werden sich wohl eher auch negativ auf den Weinkonsum auswirken. (Quelle:Fallstaff.ch)