In ganz Europa herrschten extreme Wetterbedingungen im letzten Jahr. Ausgetrocknete Äcker, heftige Waldbrände und weit und breit praktisch keine Niederschläge. In verschiedenen Teilen auf unserem Kontinent liessen sich die Auswirkungen des Klimawandels erkennen. Auch das Jahr 2022 war wieder kein einfaches Weinjahr, sondern für die Winzer und ihre Reben sehr herausfordernd.

Italien:

In Italien war von einer Jahrhundertdürre und Hitzerekorden zu lesen. Die Speisekammer Italiens in der Poebene litt besonders. Es herrschten teilweise Temperaturen von über 40 Grad und keine Niederschläge weit und breit. Im ersten halben Jahr fiel die Niederschlagsmenge um rund 40% geringer aus als im Durchschnitt. Und über die Lombardei zogen anfangs Juli heftige Hagelstürme was zu grossen Ernteverlusten führte. Die Überraschung war um so grösser, als die Ergebnisse zur Ernte doch etwas besser ausfielen als noch im letzten Jahr. Insbesondere Sardinien und die Toskana vermeldeten gute Ertragsresultate. Wie auch in Frankreich konnte mit der Lese früh gestartet werden und die letztendlich doch noch eintretenden Niederschläge im August führten zu einem guten Endresultat.

Frankreich:

Im Bordeaux richteten besonders die zwei Hagelstürme im Frühsommer starke Schäden an, wodurch rund 14'000 Hektar Rebfläche komplett zerstört wurden. Und bereits im Frühling sorgten Nachtfröste für Schäden. Und auch in Frankreich kam die nahezu durchgängig in Europa lange Phase mit hohen Temperaturen und keinerlei Niederschlägen hinzu. Mit diesen Wetterkapriolen hatten alle Weinregionen in Frankreich umzugehen. Aussergewöhnlich war auch die äusserst frühe Lese, welche beispielsweise im Languedoc bereits im Juli begann und im Médoc Mitte August. Und im Rhônetal ebenfalls früher als sonst üblich. Die Winzer jedoch zeigen sich erfreut über die Qualität ihrer Trauben.

 Spanien:

Spanien verzeichnete noch weniger Niederschlagsmengen als in den Vorjahren. Und an jenen Orten, an welchen es regnete, war es dann doch viel mehr als üblich. Was vor allem in der Region Katalonien zu beobachten war. Und die rekordverdächtig hohen Temperaturen bereiteten auch den spanischen Reben über alle Weinanbaugebiete Schwierigkeiten. Die Lese begann auch in Spanien früher als erwartet. Ribera del Duero und Mallorca begannen letztes Jahr besonders zeitlich. Gewisse Regionen meldeten sogar grössere Ernteerträge als im Vorjahr. Die Winzer bezeichnen die Qualität der Trauben als gut und gesund.

Österreich:

In Österreich wechselten sich in der ersten Jahreshälfte kühle und warme Phasen ab, wobei es aber insgesamt ebenfalls zu trocken war. Vor dem Sommer führten Niederschläge, welche zur Blüte der Triebe einsetzte, zu erheblicher Gefahr durch Pilzbildung. Dies forderte die Winzer zusätzlich heraus. Und im Juli und August verzeichnete auch Österreich rekordhohe Temperaturen und Dürre. Gegen Ende August setzten aber die langersehnten Niederschläge ein. Insgesamt fielen die Erträge etwas geringer aus als erwartet, aber dafür könnte es nach 2019 erneut ein Spitzenjahr in Bezug auf Qualität geben.

Schweiz:

Besonders gespannt sind wir auf unsere einheimischen Weine. Ähnlich wie bei unseren Nachbarn in Österreich, liess der warme Frühling und der heisse Sommer die Reben sehr schnell wachsen, und brachte wunderbares Traubengut hervor. Aber auch bei uns forderte das Klima die Winzer heraus. Gegen Ende des Sommers kamen dann auch die langersehnten Niederschläge und der warme Herbst bleibt uns noch lange in Erinnerung. Die Ernteerträge fielen teils sehr deutlich über dem langjährigen Mittelwert aus, wobei die Qualität nicht beeinträchtigt wurde. Denn diese wird auf sehr hohem Niveau erwartet.